Geheimnisvoll, geheimnisvoll...Geheimgesellschaften, Hypnotiseure, Gespenster und ein detektivisches Rätsel - der erste Teil des "Geistersehers" liest sich wie eine Geschichte von E.A. Poe: Sehr eindringlich, geheimnisvoll und atmosphärisch. Der zweite Teil besteht aus Briefen, und hier merkt man schon, wie Schiller die Lust an dem Werk verloren hat. Es geht nun nur noch um die kippende Gefühlswelt des Prinzen, und nicht mehr um die angedeuteten Geheimgesellschaften, Betrüger und Spuke der ersten Hälfte, und erst gegen Ende ahnt man, wo das ganze hinführen soll. Das "Philosophische Gespräch" schließlich macht den Roman für einen Leser, dem der erste Teil gefallen hat, völlig uninteressant. Natürlich mag man argumentieren, dass hierin das wahre Interesse Schillers an dem Stoff deutlich wird - doch dann hat er den Leser im ersten Teil mit falschen Versprechungen den Mund wässrig gemacht, um ihn schließlich zu enttäuschen; die Zielgruppe des Werks ist unklar. Wem der erste Teil gefällt, wundert sich über die atmosphäre-zerstörende Wendung zum Philosophischen; wem mehr an dieser Analyse menschlicher Selbsterkenntnis und Wahrheitswahrnehmung liegt, empfindet den ersten Teil wohl eher als schmierenkomödiantischen Ballast. Die Entstehungsgeschichte deutet auch darauf hin, dass Schiller sich selbst unklar war, wohin das ganze führen soll.Man merkt den Fragmentstatus an diesem Werk an allen Ecken und Enden; er ist völlig disjunkt und hätte eine Überarbeitung dringend gebraucht, doch Schiller hat das Interesse am Stoff verloren und es selbst nicht unbedingt der Mühe wert erachtet. Dem kann ich mich anschließen - der erste Teil ist aber durchaus interessant und lesenswert, besonders für Freunde der frühen "gothic novel".Die Reclam-Ausgabe präsentiert den Stoff in gewohntem Format, ein typisch deutsches trockenes Nachwort erklärt die Entstehungsgeschichte und den historischen Hintergrund. Verschiedene Lesarten werden ebenso in einem Anhang angeboten wie einige sehr knappe Anmerkungen.
Wer hätte gedacht, dass es mich so nerven würde, dass die Geschichte keine Auflösung hat und einfach mittendrin aufhört?!Diese Story hat alles, was zu ihrer Entstehungszeit hip war: Geisterbechwörungen, Italien, philosophische Diskussionen, anonyme Prinzen mit dunklen Geheimnissen, Geheimgesellschaften. Auch der thematische Dauerbrenner Love Interest fehlt nicht.Der Prinz von *** gerät in Venedig scheinbar in ein groß angelegtes Komplott gegen ihn. (Der Untertitel rührt von der damals scheinbar obligatorischen Rahmenstory her.) Erst gaukelt man ihm ein Treffen mit einem toten Verwandten vor, und obwohl dieser Spuk schnell aufgelöst werden kann (durch phantastisch aufklärerische Diskussionen, wie die Betrüger nun genau vorgegangen seien) bleibt doch immer der Eindruck, im Hintergrund arbeite etwas gegen den Prinzen.Dieser einzige Roman - dummerweise unvollendete - von Schiller ist eine Lektüre wirklich wert. Eine Prise Grusel wechselt da ab mit Suspense, Schmacht und sprachlichem Raffinement. Wer kein Problem mit veraltetem Deutsch hat, kann hier getrost zugreifen.
Do You like book The Ghost-seer (2003)?
"Anmerkung: Einen zweiten Teil aus Schillers Feder gibt es nicht. Dieser einzige Roman des Dichters blieb unvollendet"Schiller!Schiller, warum hasst du deine eigene Schöpfung so sehr? In Schillers Briefroman (oder besser, in diesem Fragment) trifft das Genre des Schauermärchens auf die Werte und Philosophie der Aufklärung. Religion und Okultismus stehen kantischen Gedanken gegenüber. Die Schauerroman-Abschnitte sind schauerlich, die philosophischen Aspekte sind philosophisch (und wie von Schiller gewohnt sehr verträglich und angenehm geschrieben).Ich hätte gern mehr gelesen. Vor allem mehr Schauerelemente.
—Reni
In this work, The Ghost-seer, by Friedrich von Schiller, exists an incredible force, almost supernatural, that impels the reader into a sinister world of appearances, where the senses only fail and are even complicit, acting to deceive.The plot surges effortlessly forward to its natural and decisive end. The hero, a young prince, and his group chance upon a mysterious man of vague origin, who somehow holds them in his domination by his omniscient and omnipotence manner. He is like a dark angel with an equal capacity to do good or evil, for reasons which lie outside man's comprehension. The conclusion is as surprising as each and every episode in the whole story.Schiller's prose is, like his fellow Romatics, alluring and powerful, a work of sheer beauty. The imagery he creates through setting and plot is nothing short of astonishing. It casts a spell which can not be broken until the very end when the mystery is known to all.
—Gertrude & Victoria
Mystery story, a little bit like a Columbo episode in that you know who the victim is and the villain its just about finding out the how and why. actually its also about finding out the what as the villains plan is one of those incredibly convoluted ones who's ultimate aim is vague at best.The victim the Prince is a minor royal and comes across a bit like a Kardashian, only known for his name and his social actions. There's some nice critique of celebrity culture. Ultimately though it is unfinished so i've deducted a star for that as unlike Kafka's 'The Castle' it does suffer from its unfinished state.
—Wreade1872