Verdienter Absturz eines AntiheldenZweiter Durchlauf unter realistischeren Vorzeichen »Aber von den Jüngeren sehe ich keinen. Die Tochter von Walker hat Julian English geheiratet und ich bin froh, dass er aus dem Weg ist. Du hast ihn immer gern gehabt.« (Sagt George Lockwood zu seiner Tochter Tina)»Als wir jünger waren – allerdings. Jedes Mädchen hat irgendwann einen Flirt mit Julian gehabt, außer Caroline. Und dann war sie es, die ihn heiratete.«John O'hara Die Lockwoods 392»Ich habe mir erlaubt, einen Wagen für dich zu mieten«, sagte Arthur. »Einen netten, kleinen Buick-Zweisitzer. Habe ihn von Julian English geliehen, der ihn gerade für einen Cadillac in Zahlung genommen hat. Er wollte nichts dafür, aber ich habe darauf bestanden. Fünf Dollar pro Tag...«»Ich bin froh, dass du auf Bezahlung gedrungen hast. Von Julian English möchte ich keine Gefälligkeiten.« (antwortet George)John O'hara Die Lockwoods 439Treffpunkt Samarra ist alles andere als mein Lieblingsbuch, ich halte es immer noch für ziemlich überschätzt, obwohl es in den Kategorien tödliche narzistische Verletzungen und Suff tötet schneller als man denkt sicherlich einen Spitzenplatz einnimmt. In meiner persönlichen Lesebilanz steht TS, trotz zweier Bände von Arno Schmidt auf Platz zwei meiner Urlaubslektüren mit schlechtem Nachgeschmack. (Jazz von Toni Morrison bleibt wohl für alle Zeiten auf Platz eins, da nach 50 Seiten abgebrochen und wieder verkauft.) An meiner ersten Rezi von TS aus dem Sommer 2013 werde ich nichts ändern, auch wenn ich dieses mal vier Sterne gebe. Dabei bin ich nach wie vor der Meinung, dass das Buch entweder 150 Seiten zu kurz ist, da Julians vollkommen hirnrissiges Rumgesaufe im letzten Drittel überdimensional viel Platz einnimmt und alle anderen Handlungsfäden abschneidet, bzw. die übrigen Personen des Romans vollkommen an den Rand drängt. Umgekehrt hätten für den gesellschaftlichen und dann auch persönlich vollzogenen Selbstmord von Jedermanns und aller Frauen Liebling auch 150 Seiten gereicht.Da mich zwei kurze Erwähnungen des versoffenen und ziemlich selbstgerechten Haupthelden von O'haras Erstling in der Schlussphase seines Spätwerks Die Lockwoods dazu bewogen, mir das Buch ziemlich zeitnah noch mal reinzuziehen, zumal O'hara gegen Ende der Lockwoods auch Bezüge zu »Stolz und Leid« und seiner nymphomanischen »leidenschaftlichen Frau« einbaut, schreibe ich nun eine zweite Rezi, die andere Aspekte beleuchten soll, die mir bei der Erstlektüre nicht so bewusst waren.Die Lockwoods sind eine Aufsteiger-Saga, die den Versuch der Gründung einer Dynastie in knapp hundert Jahren beschreibt. George Lockwood ist Angehöriger der dritten Generation und so etwas wie der Gipfel in Sachen Unternehmer-Raubtier. Trotzdem sagen ihm seine Geschäftsfreunde aus den Familien mit mindestens 100 Jahren mehr Tradition im Stammbaum, dass frühestens sein Sohn, eher noch sein Enkel gesellschaftlichen Zutritt zu gewissen Kreisen bekommen würde. Julian English, auf deutschen Klappentexten (dtv) gern als Rebell und Identifikationsfigur angepriesen, ist einer der Alteingesessenen und zwar ein ziemlich gewalttätiger Vertreter dieser Gattung, der vom 25. bis zum 27. Dezember vier mal ziemlich unangenehm auffällt, da er mit den Konsequenzen seiner ersten Untat und seiner Saufereien ziemlich schlecht leben kann. Ob Iren, Polacken oder Krüppel dieser schlagkräftige Antiheld schlechthin lässt nichts aus, wenn's ums Austeilen geht. Sein rasanter und ziemlich promillereicher Niedergang über die Weihnachtsfeiertage beginnt im Rauchsalon des Clubs. Denn der Frauenschwarm schlechthin ist der Witze ziemlich überdrüssig, mit denen der Aufsteiger Harry Reilly den Saal zum pflichtschuldigen Gelächter bringt. Fast die ganze Stadt steht bei Reilly in der Kreide und Julian selbst hat den ganzen Sommer über für eine Investition von 20.000 $ in seine Cadillac-Niederlassung um den Neureichen herum scharwenzeln müssen und ist mit dessen Eigenheiten und Humorrepertoire mehr als vertraut.Die Ursache des Überdrusses erfährt der Leser allerdings erst gegen Ende als Julian beim Jahresabschluss feststellt, dass ihm mindestens 2000 Mäuse für notwendige Investitionen fehlen und über Weihnachten hat Julian alle potenziellen Kreditgeber verärgert.Die Eiswürfel aus seinem Drink haben den Schwätzer nicht nur in Julians ausführlichen Demütigungsphantasien, sondern Harry auch tatsächlich am Auge verletzt, so dass Reilly bei der Weihnachtsfeier im Klub fehlt und Julian bei seinem morgendlichen Canossagang erst gar nicht sehen will.So ein geldgewaltiger Mann hat viele Freunde und Julians alte Feinde springen gern auf diesen Zug auf. Die Weihnachtsfeier gerät für den schlagkräftigen Schönling denn auch zum Spießrutenlaufen, erst recht als sich Julian vor der Herrentoilette mit einer Flasche Whiskey niederlässt, um den Monsignore Creedon abzupassen, der ihn wieder mit den Iren versöhnen soll, denn die haben den gezielten Angriff auf Harry in den falschen Hals bekommen und fühlen sich ebenso persönlich angegriffen wie die Katholiken.Der Geistliche gibt Julian zwar seinen Segen als Privatperson, da er Harry auch für einen Armleuchter hält, aber während seiner langen Pirsch vor dem Klo hat Julian ordentlich nachgegossen und seine Frau im Saal allein gelassen. Und so kommt eins zum anderen, als Julian im kalten Auto vor dem Klubhaus mittels einer versöhnlichen Winterromantiknummer sein Selbstwertgefühl und das eheliche Klima wieder aufbessern bringen will.Doch Caroline, die ihren Mann auf der Anfahrt beschworen hatte, nichts zu trinken, will sich nicht von seinem Charme einlullen lassen, zumal die Außentemperaturen im verschneiten Pennsylvania auch nicht danach sind.Die Flucht aus dem feindseligen Vereinsumfeld führt in die Postkutsche, einem noblen Tanzschuppen, dort schafft es Julian auch noch die verbliebenen Wohlwollenden in Verlegenheit zu bringen, indem er die Stimmungssängerin Helene anmacht, zufällig die Geliebte das Schnapsmonopolisten in der Region. Zuletzt geht der von seiner Frau ach so missverstandene Mann vor den Augen von Caroline ausgerechnet mit dem Liebchen des zuvor eifrig beflirteten Gangsterbosses vor die Tür, dort ist er zwar nicht mehr in der Lage seinen Mann zu stehen, aber der Schein genügt.Der erste Werktag nach Weihnachten ist eine einzige Spur der Verwüstung, im Gibbsviller Klub beschimpft und verprügelt Julian zwei Polen, die zwischen ihm und dem einarmigen Cousin von Caroline schlichten wollen. Auf den Heimweg beendet ein Streit durch offene Autofenster bis auf Weiteres seine Ehe, Caroline sagt die geplante Party ab und geht doch zurück zur schwerhörigen Mama. Julian kommt zu der Ansicht, dass er auch allein mit dem dafür angeschafften Alkohol fertig wird und trinkt seinen Whiskey aus der Kristallvase. Selbst dieses gewaltige Pensum bewahrt ihn nicht vor der letzten Verletzung seines Egos. Die ahnungslose Gesellschaftsreporterin erteilt seinem durchaus als schmeichelhaft empfundenen Werben eine Absage. Also nimmt der verletzte Held, der sich mit 30 als alter Mann fühlt, den Weg in die Garage und in Kohlenmonoxyd.Fazit: Als Kritik an einem unverbesserlichen Typen ist Treffpunkt Samarra ziemlich konsequent, aber, siehe oben, drei Abende und zwei Tage im Leben dieses Dreckskerls hätte man kürzer abhandeln können. Aufgrund der mangelhaften Balance halte ich das Buch nicht für das Meisterwerk schlechthin.Die Erwähnung Julians in einem dreißig Jahre später erschienen Roman, der vor schon vor Weihnachten 1930 tödlich für den Helden enden wird, dient in erster Linie der Charakterisierung George Lockwoods.Auf andere Art ist das Clanoberhaupt ein charmantes Riesenarschloch, das mit seiner Egozentrik so gut wie sämtlichen Mitmenschen schadet, wirft aber doch ein bezeichnendes Licht auf die Bewertung des frühen narzistischen Antihelden, der sich selbst am meisten schadet. Julian English ist kein Rebell gegen verkrustete Strukturen, sondern ein Vertreter der Alteingesessenen, der nicht von seinen Vorurteilen lässt und in seinem Suff und Narzismus die Vertreter sämtlicher Milieus gegen sich aufbringt. Als positive Figur gibt der dauerbesoffene Schläger der Weihnachtsfeiertage von 1930 nichts her, in den Roman eingebaut sind seine Jugendgeschichte (Teile von Kapitel 7) und die Carolines (Kapitel 5). Zwei erzählerische Meisterwerke voller Magie über jugendliches Unglück, die dem Anspruch „The real F. Scott Fitzgerald“ gerecht werden, ansonsten kann diese Etikettierung nur zu enttäuschten Lesererwartungen führen. Fitzgeralds Eleganz geht O'haras eher erdgebundener Prosa doch ziemlich ab, auch wenn Julian in der Postkutsche großartigen Besoffenentext bietet.Wer dem dtv-Klappentext Glauben schenkt und die männliche Hauptperson für einen Guten hält, wird bis zuletzt unter seinen Entgleisungen leiden. Treffpunkt Samarra schildert den exemplarischen Niedergang eines Adeligen alter Schule in der Neuen Welt. Julians Vorgehen ist allenfalls Reaktion, aber kaum Rebellion, eher schon Randale.»Er ist kein schlechter Kerl, aber er verärgert die Leute oft«, meinte Arthur, »Wenn er sich erst einmal eingefahren hat, wird er vermutlich genauso schwerfällig sein wie sein Vater...«, lautet die hoffnungsvolle Prognose gegen Ende der Lockwoods. George wird nicht mehr erleben, dass sie nicht eintrifft, dafür darf Dr. English bei seinem eigenen Sohn den Tod feststellen.
Pretty much my entire adult life I have had people at various times tell me what an amazing novel this is to read. In fact, it may have been my father who first told me about this book, and of course I promptly ignored his recommendation. Well, here I am, just a few months shy of turning 60 years old, and I have recently discovered the short stories and novels of John O'Hara.Appointment in Samarra is really not much more than a longish novella, but every word, every sentence and every paragraph is so brilliantly assembled on the page. The plot takes place in late-December 1930, over essentially a 36 hour time-frame in the fictional small Pennsylvania town of 'Gibbsville' during the Christmas holidays.Julian English and his lovely wife, Caroline, are young thirty-somethings who have everything in front of them. They love each other, have great sex together, are well off (he owns the local Cadillac dealership), belong to all of the right social groups, have scads of friends, drink the best booze (it is Prohibition, don't you know) and are always invited to all of the best parties. So, what can go wrong with this picture?At his country club's Christmas Eve party, Julian--in a fit of pique--tosses his scotch-on-the-rocks in the face of Harry Reilly, a local Irish-American businessman. At that moment everything about Julian and Caroline's life begins to unravel and spiral out of control. Saying "...out of control" is perhaps not entirely correct though. Julian's actions precipitated consequences, but each of them were indeed manageable had he done or said the right things. But if you don't do the right things, or say the right words, one always finds oneself in a much more precarious and tenuous position, and the odds of things ending badly greatly increase. Within 36 hours, or so, we see what happens to a man who is determined to jump off the 'cliff of Life.' It ain't pretty, folks, it ain't pretty.This is a classic with a message that it is timeless, and one that we should consider in our own lives. Our actions, thoughts, words, and deeds do matter, and there are consequences associated with everything that we do or say. Be a good person, love others, and most importantly love yourself too.Appointment in Samarra is a great American novel, and one that I unhesitatingly recommend. A solid 4.5 stars of 5.
Do You like book Appointment In Samarra (2003)?
I seem to be attracted to fiction in which the protagonist has a Larry David-like talent for humiliating himself without a modicum of self-awareness. That explains my love of Richard Yates, and now, John O'Hara. This book was written in the early 1930s, and yet it feels so modern. The bracing dialogue and the way O’Hara depicts the inner lives of the husband and wife feel authentic. The book has humor, even as the main character's descent makes you squirm. The fact that Julian English grows more and more outrageous—and outraged—as the book progresses means that he doesn’t go down without a fight. I guess in O'Hara's world that could be called spunk.
—Emily
Apparently John O'Hara knew of what he wrote. Julian English's life spirals out of control in the 48 hours after a impetuous act of drunken disdain at the Christmas party at a small town country club in Pennsylvania. This is a superbly drawn character study. English is selfish, egotistical, drunk, childish and manipulative; but O'Hara makes us care deeply about him and his fate.The novel blends high comedy in its depiction of the social world of small-town Gibbsville with an almost suffocating sense of the impending doom building for Julian. There are many well-developed secondary characters who both add a comic satirical touch and put Julian's tragedy in context.My only disappointment in the book was that there were a couple brief passages involving Julian's wife, Caroline, that did not ring true. This was especially frustrating because for the most part she is a very deftly drawn, complex character. Indeed, one of the strengths of the books was O'Hara's cast of female characters.This book has frequently been compared to "The Great Gatsby." That's both a form of praise and a bit of short-changing. O'Hara's masterpiece deserves to be considered on its own merits.
—Brian
O'Hara is neglected today -- maybe he was so ferociously accurate about his own time that he wrote himself out of the public mind. Who wants to keep getting their fingers burned, picking up each new book? Besides, as he aged, he got cranky and "prolix," as someone once put it, probably Updike. Appointment in Samarra is a tiny bit childish at the very beginning, when it feels like high school; but very soon the characters march righteously off the page and into your mundane, what'sforlunch consciousness. Very alarming! You have to finish reading the book or they will take over everything! O'Hara was a genius with his people; he gets them all, male, female, rich, poor, in-between. Is this, his first novel, the greatest plot? No. Is it more character-driven? Good golly, miss Molly, yes. I was especially taken with protagonist Julian English's wife. Caroline English is a tremendous creation, I think. Oh, yes, the book is all about sex, starting on the first page. Very grown-up with that, too, which I'm not sure he always was. I was reading it in tandem with another book written simultaneously -- Steinbeck's To a God Unknown, which was published in 1933, Samarra in 1934. That was the pit of the Depression, and both books are imbued with that time while scarcely mentioning it directly. That aspect is fascinating. Steinbeck's second book, whose dialogue is as lame and clunky as O'Hara's is accurate and zingy, is also all about sex in a different way. I'm wondering if there is a connection between those facts. Instead of sex as a racy accessory to prosperity's joys, it takes center stage in a fundamental, and more interesting and honest way, when other distractions grow remote.O'Hara's estimation of the human race is not especially high. (One big reason it was Steinbeck, and not O'Hara, who was eventually awarded a Nobel Prize.) So there were times when the trashy aspects of this book threatened to scuttle the artistry. But his skills, at least in this one, were just too extraordinary to allow that to happen.
—Michael