Verliebt, verlobt, verbissen: Roman

Verliebt, verlobt, verbissen: Roman

by Michelle Rowen
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by Michelle Rowen

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Overview

Ein Happy-End mit Biss – eine Vampirin will unter die Haube Überzählige Zähne, übersinnliche Kräfte, Lichtempfindlichkeit und Jäger, die ihr das Leben schwer machen – Sarah Dearlys Vampirleben ist kein Honigschlecken. Zu allem Überfluss wird sie von Vampirjäger Gideon erpresst und muss sich ausgerechnet jetzt vom unwiderstehlichen Vampir-Meister Thierry trennen, wo ihre Beziehung doch endlich so gut lief. Werden sie noch in diesem ewigen Leben zueinander finden können … biss, dass der Tod sie scheidet?

Product Details

ISBN-13: 9783641041670
Publisher: Blanvalet
Publication date: 11/29/2010
Series: Die Sarah-Dearly-Romane , #5
Sold by: Bookwire
Format: eBook
Pages: 323
File size: 396 KB
Language: German

About the Author

Michelle Rowen wurde in Toronto, Kanada, geboren. Als Kind nahm sie sich vor, Stewardess, Juwelendiebin und Schriftstellerin zu werden. Inzwischen konzentriert sie sich voll auf den letzten der drei Berufe. Michelle Rowen ist bekennende Suchtleserin, Frauchen einer launischen Katze namens Nikita und großer Fan von allem, was mit Buffy – Im Bann der Dämonen zu tun hat.

Read an Excerpt

Die Basics
Mein Name ist Sarah Dearly.
Ich bin ein Vampir.
Aber keine Angst. Ich beiße nicht.
Das heißt, streichen wir Letzteres. Neuerdings beiße ich schon, aber nicht etwa, weil ich es wollte.
Vor drei Monaten bin ich bei einer Verabredung mit einem attraktiven, törichten und, nicht zu vergessen, gruseligen Unbekannten in einen Vampir verwandelt worden. Mein Date hat kurz darauf versucht, mich umzubringen und zu begraben (kein Kommentar), aber es sind ein paar Vampirjäger vorbeigekommen und haben ihn erstochen. Sie wollten mich ebenfalls pfählen, aber ich konnte entkommen und bin einem unglaublich hinreißenden, selbstmordgefährdeten sechshundert Jahre alten Vampir namens Thierry de Bennicoeur in die Arme gelaufen. Sein Name ist französisch, aber er spricht vollkommen akzentfrei. Habe ich schon erwähnt, dass er umwerfend ist?
Obwohl ich Angst vor ihm hatte, habe ich mich in ihn verliebt. Bis über beide Ohren.
Seither sind schreckliche Dinge geschehen. Und schöne Dinge.
Aber die schrecklichen überwiegen.
Ich musste lernen, dass es überall von Jägern wimmelt, die sich auf das Töten von Vampiren spezialisiert haben, obwohl wir gar nicht böse sind. Und auch nicht tot. Oder untot. Wir sind genau wie Menschen, bis auf diese eine Kleinigkeit: Wir trinken Blut, um zu überleben. Das ist leider wahr. Und wo wir gerade dabei sind: Es gibt da noch ein paar andere Unterschiede. Wir sind nicht in der Lage, feste Nahrung zu uns zu nehmen. Wir sind stärker als normale Menschen, und unsere Sinne sind schärfer. Wir haben kein Spiegelbild, was, gelinde gesagt, ziemlich unpraktisch ist. Alkohol hat keinerlei Wirkung auf uns. Leider. Aber unsere Herzen schlagen, und wir können tagsüber vor die Tür gehen, auch wenn uns die Sonne ohne Sonnenbrille ein bisschen in den Augen brennt.
Ach so, das mit der Unsterblichkeit stimmt übrigens auch. Allerdings nur, wenn uns niemand einen Pflock ins Herz rammt.
Also, obwohl wir relativ normal sind, wollen die Jäger uns umbringen. Sie sind die Bösen.
Als einer der Jäger versucht hat, mich umzubringen, habe ich ihn in Notwehr erschossen. Ja wirklich, ich habe ihn mit einer Waffe erschossen. Es waren keine Reißzähne im Spiel. Aufgrund dieses Vorfalls ist das Gerücht entstanden, ich hätte eine ganze Horde Jäger abgeschlachtet, was mir den eingängigen Titel »Schlächterin der Schlächter« eingebracht hat. Etliche Leute haben Angst vor mir, einige sind beeindruckt, und andere betrachten es als große Herausforderung, mich mit einem Pflock aufzuspießen.
Einer dieser Jäger ist Gideon Chase, Milliardär und Anführer der Vampirjäger. Bevor er einen Dämon abschlachtete und selbst im Höllenfeuer schmorte, galt er als Frauenschwarm. Das Höllenfeuer hat bei ihm schreckliche Narben hinterlassen und zieht quälend langsam seinen Körper und seine Seele in die Hölle.
Und jetzt will er meine Hilfe.
Denn während einiger Ereignisse, bei denen es um Leben und Tod ging, musste ich das Blut von zwei Meistervampiren trinken - einer von ihnen war Thierry -, so dass mein Blut jetzt irgendwie hochkonzentriert ist. Angeblich sind dadurch alle von mir gezeugten Vampire besonders stark. Gideon glaubt deshalb, dass ich ihn heilen könnte, wenn ich ihn in einen Vampir verwandele, ihn also damit vor der Hölle rette. Das ist aber nur mit Hilfe eines bestimmten Rituals bei Vollmond möglich.
Wenn ich nicht tue, was er sagt, bringt er jeden um, den ich liebe.
Es versteht sich wohl von selbst, dass ich mich bereiterklärt habe, ihm zu helfen.
Gideon hat verlangt, dass ich meine aussichtsreiche Beziehung zu Thierry beende, weil er befürchtet, dass ich Thierry in einem intimen Moment seine schändlichen Pläne verraten könnte. Mein erster Versuch, mit Thierry Schluss zu machen, ist fehlgeschlagen. Wir sind noch immer zusammen, nur dass wir es jetzt vor allen geheim halten müssen, selbst vor meinen engsten Freunden. Wenn Gideon herausfindet, dass ich nicht getan habe, was er verlangt hat &hat; Nun, er wird es eben nicht herausfinden.
Dieser Kerl ist böse. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Und nicht zu vergessen, ich habe auch noch mit einem Fluch zu kämpfen, der mich zu einem Nachtwandler macht, zu einem widerlichen Mistkerl von einem Vampir, der Hälse aufreißt und die Sonne meidet (mit anderen Worten: das Gegenteil von meinem eigentlichen Selbst). Dagegen hilft nur eine abgrundtief hässliche Goldkette, die mit einem wirkungsvollen Zauber belegt wurde und die ich ständig tragen muss.
Ich versuche zuversichtlich daran zu glauben, dass sich am Ende alles zum Guten fügt, aber zurzeit ist es ziemlich nervig, ich zu sein.
O
kay, Sarah, bitte versuch nicht auszuflippen«, sagte Amy.
Das war kein guter Ratschlag. Jedenfalls nicht, wenn man kurz davor war auszurasten. So wie ich im Moment.
Meine zwei besten Reißzahnfreunde Amy und George wollten mit mir im Darkside, dem einzigen geheimen Vampirclub, der in Toronto derzeit geöffnet hatte, etwas trinken.
Amy kannte ich seit Jahren, denn wir hatten vor unserer Vampirzeit zusammen als persönliche Assistentinnen gearbeitet. Eine Tätigkeit, die sie nach wie vor ausübte. George hatte ich vor drei Monaten kennen gelernt, nachdem ich mich in einen Vampir verwandelt hatte. Nach meinem hässlichen Bruch mit meinem Meistervampir Thierry vor anderthalb Wochen versuchten sie mein gebrochenes Herz zu heilen und mir neues Selbstvertrauen einzuflößen.
Da Alkohol für Vampire nicht mehr als wirkungsloses Naschwerk ist, hatte ich nach dem dritten Tequila Sunrise leider immer noch keine andere Sicht auf das Leben, das Universum und na ja, auf &hat; alles.
»Fröhlich« war nicht gerade mein zweiter Vorname. Was er ohnehin nie gewesen war.
Ich beäugte Amy mürrisch. »Wovon redest du?«
Sie antwortete nicht. Amys rot angemalte Lippen waren zu einem etwas ängstlichen Lächeln erstarrt. Sie trug ihre kurzen, platinblonden Haare wie Madonna in ihrer Papa- Don't-Preach-Phase, um einen Kontrast zu ihrem tief ausgeschnittenen, schwarzen Paillettentop und dem engen schwarzen Rock zu schaffen.
Ich sah George fragend an, doch der zuckte nur mit den Schultern. Er hatte schulterlange, mittelblonde Haare, die er derzeit zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte, und sah aus wie ein Modell. Er hatte kantige Gesichtszüge, ein kräftiges Kinn, und ich wusste, dass sich unter dem engen weißen Hemd und der schwarzen Lederhose ein zum Heulen schöner Körper verbarg. Zum Heulen war das vor allem deshalb, weil er in der anderen Mannschaft spielte. Frauen hatten keine Chance. Außerdem hatte ich auch so schon genug Ärger mit Männern.
Trotzdem sah George überaus gut aus.
»Sie wird ausflippen«, unkte er.
Bevor ich mich nach den Einzelheiten seines prophezeiten Ausbruchs erkundigen konnte, kam ein Mann auf die Bar zu, an der wir uns auf ziemlich unbequemen Stühlen herumdrückten. Er war groß, gut gebaut, attraktiv und trug ein dunkelblaues Button-down-Hemd, das genau der Farbe seiner Augen entsprach. Sein Blick war starr auf mich gerichtet.
Ich reagierte angespannt auf die unerwartete Aufmerksamkeit.
»Du bist Sarah, stimmt's?«, fragte er.
»Ich
»Ich bin Jeremy.« Er lächelte so breit, dass seine strahlendweißen Reißzähne zum Vorschein kamen. »Amy hat mir alles über dich erzählt, aber dir eilt natürlich ein gewisser Ruf voraus.«
Mein Blick zuckte verwirrt zu Amy, bevor ich Jeremy wieder ansah. »Ich
Sein Grinsen wurde breiter. »Vielleicht setzen wir uns an einen Tisch, wo wir uns ein bisschen besser kennenlernen können.«
Es fiel mir wie Schuppen von den Augen, und ich starrte Amy schockiert an.
War das etwa ein &hat; Blind Date?
Oh, verdammt! Nicht doch!
Unter meinem Blick räusperte Amy sich nervös. »Jeremy arbeitet bei uns in der Personalabteilung. Als ich festgestellt habe, dass er ebenfalls ein Vampir ist, wusste ich gleich, dass ihr zwei ein Traumpaar wärt. Also habe ich ihn gebeten, sich uns heute Abend anzuschließen. Du weißt schon, ohne es dir vorher zu sagen.«
Das letzte Blind Date, das Amy für mich organisiert hatte, hatte mit einem Knutschfleck geendet, den ich nie vergessen werde, denn der Kerl hatte mich gebissen und in einen Vampir verwandelt. Unnötig zu erwähnen, dass ich kein großer Freund von improvisierten Verabredungen mit Unbekannten mehr war. Vor allem nicht, wenn Amy sie arrangiert hatte.
»Schön, dich kennenzulernen. Jeremy. Richtig?« Ich lächelte gezwungen, während mein Blick zurück zu meiner Amor spielenden blonden Freundin glitt. »Kann ich dich eine Minute sprechen, Amy? Unter vier Augen?«
Sie nickte angespannt. »K . Klar.«
»Wir sind sofort zurück. Plaudert ihr beiden doch so lange ein bisschen.« Ich glitt von dem lederbezogenen Barhocker, machte einen großen Bogen um Jeremy und George und bahnte mir einen Weg durch die Menge durstiger Vampire zu dem Gang, der zu den Waschräumen führte. Amy folgte mir stumm.
»Also?«, sagte ich, nachdem wir außer Hörweite waren und die Musik nicht mehr ganz so laut war. »Du willst mich auf den Arm nehmen, oder?«
»Aber er ist doch so nett. Du hast ihm überhaupt keine Chance gegeben.«
»Das hat nichts mit ihm zu tun. Er ist sicherlich der netteste Vampirjunggeselle der Stadt. «
»Ich wollte dich nur aufmuntern. Verklag mich doch!« Sie schmollte, weil ihr Versuch, mich zu verkuppeln, missglückt war. »Seit du und dieser Dummkopf Schluss gemacht habt, hast du überhaupt keinen Spaß mehr.«
Dummkopf war ihr Spitzname für Thierry. Ich hatte einen ähnlich charmanten Kosenamen für ihren Vampirehemann Barry. Von daher waren wir wohl quitt.
Ich räusperte mich. »Genau deshalb möchte ich mich nicht wieder verabreden. Zumindest nicht so bald.«
»Jeremy wäre perfekt für dich.« Sie zögerte. »Obwohl er auch perfekt zu George passen würde, wenn du weißt, was ich meine. Hättest du nicht gern einen Mann, der flexibel ist, was gewisse Dinge angeht?«
Das klang wie eine billige Reality-Soap.
»Der Gedanke gefällt mir, aber ich brauche jetzt etwas Zeit für mich.«
Sie nickte traurig und tätschelte meinen Arm. »Dein
Herz ist in tausend Stücke zerbrochen. Manchmal ist es das Beste, einfach wieder auf das Pferd zu steigen und mit einem neuen, perfekten Mann hinaus in den Sonnenuntergang zu reiten.« Sie legte den Kopf auf eine Seite, während sie über ihren Vorschlag nachdachte. »Wahrscheinlich würde auch ein One-Night-Stand mit einem superscharfen Typen Wunder wirken.«
»In Einsamkeit zu schwelgen ist ein genauso sinnvoller Zeitvertreib nach einer Trennung. Da braucht man keine One-Night-Stands.«
Sie seufzte. »Glaubst du nicht, dass es vielleicht noch eine Chance gibt, dass du und Thierry wieder zusammenkommt?«
Ich kaute auf meiner Unterlippe und schüttelte den Kopf. »Es ist aus. Er und ich haben von Anfang an überhaupt nicht zueinander gepasst. Es ist das Beste so.«
Es klang einstudiert. Kein Wunder, denn das war es auch.
Amy nickte. »Sehr gut, du hast ganz recht. Thierry ist ein aufgeblasener Idiot und hat dich nicht verdient. Ich habe von Anfang an gewusst, dass du mit ihm nur deine wertvolle Zeit verschwendest.«
Ich blinzelte. »Sicher. Bis auf die kurze Zeit natürlich, in der du total in ihn verknallt warst.«
Sie erblasste bei der Erinnerung daran. »Ich dachte, das wollten wir vergessen.«
»Leider hat sich das Bild, wie du ihn hinter seinem Rücken angehimmelt hast, unauslöschlich in mein Gehirn eingebrannt.«
Ihre Wangen erröteten. »Bitte hör auf.«
Ich unterdrückte ein Lächeln. »Hör zu, mach dir keine Sorgen um mich. Ehrlich. Es geht mir von Tag zu Tag ein bisschen besser. Ich denke kaum noch an Thierry.«
Hah! Jeden Morgen, wenn ich allein in meinem Bett aufwachte, erzählte ich das der Stuckdecke über meinem Kopf, die wenigstens nichts an meinen schauspielerischen Fähigkeiten auszusetzen hatte.
»Hast du in letzter Zeit etwas von Veronique gehört?«, fragte Amy. »Ich frage mich, ob sie vorhat, sich auf Thierry zu stürzen und sich ihn zu schnappen. Jetzt, wo du aus dem Spiel bist.«
»Ich habe sie in letzter Zeit nicht gesehen. Keine Ahnung, was sie so treibt.«
Veronique war Thierrys Ehefrau. Genau. Der Mann, auf den ich mich eingelassen hatte, war seit Jahrhunderten mit einer Frau verheiratet, die der Inbegriff von Vollkommenheit war - schön, charmant, reich und mächtig.
Ihre Ehe bestand allerdings nur noch auf dem Papier. Als ich Thierry begegnete, lebten sie bereits seit über einem Jahrhundert getrennt. Veronique traf sich häufig und ganz selbstverständlich mit deutlich jüngeren Männern. Sie genoss ihr Leben, das sie überwiegend in Europa verbrachte, und kam nur gelegentlich zu Besuch nach Nordamerika. Die beiden liebten sich einfach nicht mehr.
Thierry hatte kürzlich versucht, über Vampirkontakte direkt im Vatikan eine Annullierung der Ehe zu erreichen - anscheinend war das bei einer so langen Ehe die einzige Möglichkeit, sie aufzulösen -, aber Veronique hatte sich geweigert, die Papiere zu unterzeichnen. Sie war nicht wirklich bösartig, sondern schlichtweg nur egoistisch. Sie sah keinen Vorteil darin, ihre Ehe zu beenden, wieso sollte sie also unterschreiben?
Ihre mit einem französischen Akzent untermalte Weigerung brummte noch immer in meinen Ohren wie ein Schwarm Gucci tragender Bienen.
»Liebe hat sehr wenig mit dem Erfolg einer Ehe zu tun, Liebes.«
Bei der Erinnerung an ihre Worte geriet mein Blut vor Wut und Enttäuschung auch jetzt noch in Wallung.
Amy und ich kehrten zur Bar zurück, und ich ließ Jeremy so freundlich wie möglich abblitzen. Er nahm es ziemlich männlich hin.
»Ruf mich einfach an, wenn du irgendwann Lust haben solltest, mit jemandem auszugehen.« Er reichte mir eine Visitenkarte und wandte sich noch mal an George. »War echt nett, mit dir zu plaudern.«
»Ja, fand ich auch.« George ließ Jeremy gehen. Dann sah er mich vorwurfsvoll an. »Das war ein großer Fehler, Sarah. Der Kerl war echt heiß. So wie er redete, hörte es sich an, als würde selbst die Arbeit in der Personalabteilung richtig Spaß machen. Obwohl ich mir das eigentlich nicht vorstellen kann.«
»Das klingt, als hätte er dir gefallen.«
»Nun . irgendwie haben wir uns gut verstanden.«
Ich gab ihm Jeremys Visitenkarte. »Bitte. Er gehört dir.«
»Danke!« Er lächelte mich an. »Jetzt vergebe ich dir, dass du gestern dein widerliches Billigshampoo auf meinem Teppich verteilt hast.«
Ich runzelte die Stirn und kratzte gedankenverloren meinen Kopf. Was konnte ich denn dafür, dass ich sparen musste, weil die Überreste meiner kläglichen Ersparnisse schmolzen wie alte Vampire mit einem Pflock im Herzen? Meine Haare wurden schließlich nicht von allein sauber.
Zum Glück gingen die Getränke heute Abend auf Amys Rechnung. Ich konnte zwar keine feste Nahrung zu mir nehmen, ohne mich zu übergeben, aber Cocktails machten mir aus irgendeinem Grund überhaupt nichts aus. Zusammen mit dem fehlenden Spiegelbild, das mir an meinem neuen Leben eindeutig am wenigsten gefiel, speicherte ich das unter der Rubrik »Unerklärliche Phänomene« ab.
In den vergangenen Wochen habe ich in einer Art Intensivkurs so viel wie möglich über Vampire gelernt. Mich auf die Anleitung anderer Leute zu verlassen, war bestenfalls unzuverlässig, schlimmstenfalls gefährlich. Das hatte ich auf brutale Weise lernen müssen. Das Internet jedoch stellte eine unerschöpfliche Informationsquelle dar. Nachdem ich mich durch eine Schicht populärer Mythen gearbeitet hatte, fand ich alles, was ich über echte Vampire wissen musste, direkt vor meiner Nase.
Ich würde vielleicht ein Karpaltunnelsyndrom bekommen und mich zu einem Computerfreak mit Reißzähnen entwickeln, aber wenigstens bildete ich mich. Besser spät als nie.
Ich schlürfte den letzten Schluck von meinem Drink, bis nur noch Eiswürfel übrig waren.
Im nächsten Moment tauchte ein frischer Tequila Sunrise vor mir auf.
Ich blickte den Barkeeper an. »Du musst übersinnliche Kräfte besitzen.«
Er schüttelte den Kopf. »Der kommt mit Empfehlung des Herren dahinten in der Ecke.«
Ich schwang auf dem Barhocker herum, um zu sehen, wen er meinte. Abgesehen von zwei schlampig aussehenden Vampiren, die auf der Tanzfläche herumtanzten, war niemand zu sehen.
»Was hast du gesagt, von wem kommt das?«, fragte ich den Barkeeper.
»Er muss gegangen sein. Ein großer Kerl. Gut aussehend, aber irgendwie finster und unglücklich.«
»Genau Sarahs Typ«, stellte George fest und stupste gegen meine Schulter. »Ich muss tanzen. Lass uns tanzen. Ich liebe dieses Lied.«
»Ich bin nicht in Stimmung.«
»Ich komme mit.« Amy ließ sich von ihrem Barhocker gleiten und wankte bedenklich auf ihren hohen Plateausohlen. Sie sah mich spitz an. »Irgendjemand muss sich heute Abend ja schließlich amüsieren.«
Nun, das war ein bisschen unhöflich. Zutreffend, aber unhöflich.
Ich beobachtete, wie die zwei sich aufmachten, um zu Madonna und Justin herumzuzappeln, die von der Rettung der Welt in vier Minuten sangen. Ich drehte gedankenverloren die Goldkette um meinen Hals, bis sie die Blutzufuhr zu meinem Zeigefinger abschnitt.
Die Kette war hässlich. Sie sah billig und klobig aus und passte überhaupt nicht zu meiner Garderobe. Wenn es nach mir ginge, würde ich sie niemals tragen.
Nur ging es leider nicht nach mir.
Es hing mit meinem Nachtwandlerfluch zusammen, dass mich nur die Kette davon abhielt, Leuten den Hals aufzureißen und sie aus Spaß umzubringen. Nachtwandler hatten vor einigen Jahrhunderten gelebt. Ihr böser Charakter beruhte auf einer seltenen Mutation des Virus, durch das sich Menschen in Vampire verwandelten. Sie waren der Grund für all diese unwahren Geschichten, in denen verbreitet wurde, dass Vampire böse wären. Sie waren die eigentliche Ursache für die Existenz der Jäger.
Diese Jäger hatten die Nachtwandler ausgelöscht, um redliche Menschen und andere Vampire zu beschützen.
Das hieß, dass ich derzeit der einzige Vampir auf der ganzen Welt war, der eine Veranlagung zum Nachtwandler hatte, was bedeutete, ohne die Kette überkam mich das unkontrollierbare Verlangen, mich von Menschen oder anderen Vampiren zu ernähren, als stünden sie auf dem »So viel Sarah essen kann«-Menü. Außerdem konnte ich tagsüber nicht vor die Tür gehen, weil ich ansonsten von der Sonne gegrillt wurde. Trug ich die Kette nicht, konnte kein Sonnenschirm der Welt verhindern, dass ich mich in ein knuspriges Hühnchen verwandelte.
Die Hexe, die mich verflucht hatte, war inzwischen tot und konnte den Fluch bedauerlicherweise nicht mehr rückgängig machen.
Also musste ich selbst eine Lösung finden. Sollte ich je die Kette verlieren, die allein mich davon abhielt, mich in eine echte Kreatur der Nacht zu verwandeln, hatte ich ein ernsthaftes Problem. Und außerdem jeder, der mir über den Weg lief und auch nur annähernd appetitlich aussah.
Bei dem Gedanken schüttelte ich mich und zwang mich, mich auf etwas anderes zu konzentrieren.
Ich rührte mit einem Cocktailstab in dem Getränk vor mir und starrte auf die orangefarbenen Tiefen, drückte die Kirsche nach unten, hielt sie unter der Oberfläche fest, als wollte ich sie ertränken, und ließ sie ein paar Sekunden später wieder an die Oberfläche schnellen.
Finster und unglücklich.
Genau mein Typ.
Ich schob das Getränk weg. Bei meinem Glück hatte Mr. Finster und Unglücklich es vergiftet.
»He, kann ich einen B-Positiv bekommen?«, fragte ich den Barkeeper.
Sofort stellte er ein Schnapsglas mit der vertrauten roten Flüssigkeit vor mir ab.
Man muss sich davor nicht ekeln. Es ist wirklich gar nicht so schlimm.
Läden wie das Darkside beziehen das Blut von professionellen Blutlieferanten. Die wiederum bekommen das Blut von freiwilligen Spendern, die gut dafür bezahlt werden. Es ging alles ganz zivilisiert zu. Je seltener die Blutgruppe, desto teurer war das Getränk.
Ich stand auf B-Positiv. Es war mein Favorit. Wegen des Namens redete ich mir ein, dass es mich aufheiterte.
Ich schob das Glas weg und wartete darauf, dass sich ein euphorisches Gefühl einstellte.
Ein paar Minuten später wartete ich noch immer.
Das Gratisgetränk stand auf einem Bierdeckel des Darkside. Abgesehen von dem Logo des Clubs bemerkte ich jetzt noch etwas anderes auf dem dicken runden Karton. Etwas Handgeschriebenes. Mit blauer Tinte.
Sarah -
Ich erschauderte, holte tief Luft und ließ meinen Blick einmal durch den vollbesetzten Club wandern, wobei ich die Ecke besonders gründlich kontrollierte, in der angeblich der Mann gesessen hatte, der mir den Cocktail ausgegeben hatte. Sie war effektiv leer.
Mit plötzlich schweißnasser Hand hob ich den Bierdeckel hoch und drehte ihn um, um zu prüfen, ob auf der anderen Seite noch mehr geschrieben stand.
Komm hinter das Gebäude. Ich muss dich sehen.
Ich ließ den Bierdeckel unauffällig in meiner Handtasche verschwinden. Ohne Amy und George Bescheid zu sagen, die sich noch die Seele aus dem Leib tanzten, verschwand ich auf der anderen Seite der Tanzfläche in der Dunkelheit, ging an dem Türsteher vorbei und trat in die kühle Nachtluft hinaus. Ich spähte kurz über meine Schulter zurück, um sicherzugehen, dass mir niemand gefolgt war, lief schnell um die Ecke des Gebäudes herum und weiter zur Rückseite, wo es still und finster war. Es war fast Vollmond, und in die verlassene Gasse fiel etwas Licht.
»Hallo?«, flüsterte ich so leise, dass ich mich selbst kaum hören konnte. »Wo bist du?«
Abgesehen von den zu erwartenden Müllcontainern und Schneeverwehungen war nichts zu sehen. Mit meinen äußerst empfindlichen Vampirohren nahm ich entfernt die Bässe der Tanzmusik aus dem Innenraum wahr. Ich schlang fest die Arme um mich. Die Temperatur machte mir nicht mehr viel aus, aber heute Nacht schien es ganz besonders kalt zu sein.
Ich ging noch ein paar Schritte in die Dunkelheit hinein. »Mach dir keine Sorgen. Wir sind allein.«
Als Antwort folgte noch mehr Schweigen, also ging ich auf die andere Seite des Gebäudes und spähte um die Ecke. Es würde nicht lange dauern, bis meine Freunde sich fragten, wo ich geblieben war. Obwohl sie mich in Anbetracht der vielen Drinks, die ich getrunken hatte, wahrscheinlich auf der Toilette vermuteten.
Als ich Schritte hinter mir vernahm, erstarrte ich. Im selben Moment legte jemand seine starken Arme um mich und drückte mich mit dem Rücken gegen die Backsteinmauer. Eine Hand schloss sich über meinen Mund, denn spontan wollte ich mir die Lungen aus dem Hals schreien.
Zum Glück war es die Person, die ich erwartet hatte.
Thierry nahm seine Hand von meinem Mund, beugte sich vor und küsste mich so leidenschaftlich, dass mir die Luft wegblieb. Ich keuchte an seinen Lippen, erwiderte seinen Kuss dann jedoch genauso leidenschaftlich, schlang meine Arme um seinen Hals und ließ meine Finger durch seine dunklen Haare gleiten. Sein glühender Körper wärmte mich in der kalten Nacht.
Dies war nicht unser erstes geheimes Treffen, seit alle dachten, wir hätten Schluss gemacht, aber heute Nacht hatte ich nicht damit gerechnet. Alle anderen glaubten, er wäre gerade erst von einer Frankreichreise zurückgekehrt, doch in Wahrheit war er überhaupt nicht weg gewesen. Da es überlebenswichtig war, dass uns niemand zusammen sah, war es schwierig gewesen, Zeit und Ort für unser heimliches Treffen zu finden. Ich hatte ihn so sehr vermisst.
Als er den Kuss beendete und mein Herz langsam wieder in normalem Tempo schlug, sah ich zu ihm hoch und hob fragend eine Braue. »Eine Nachricht auf einem Bierdeckel? Ist dir ernsthaft nichts Besseres eingefallen?«
»Ich wusste nicht, ob du dich loseisen könntest. Wenn ich dich anrufe oder dir eine Nachricht auf dein Handy spreche, kann man das zurückverfolgen.«
»Und wenn du dabei entdeckt wirst, wie du mir in einem Nachtclub einen Cocktail spendierst, findest du das weniger gefährlich?«
»Ich bin sehr diskret.«
Ich lächelte. »Deine Handschrift ist übrigens nahezu unleserlich.«
Er verzog den Mund. »Trotzdem hast du offenbar entziffern können, was dort stand.«
»So gerade.« Ich zog ihn an seinem schwarzen Hemd nahe an mich heran und küsste ihn schnell noch einmal. Wir standen sehr romantisch zwischen zwei Müllcontainern, aber ich war trotzdem beunruhigt, dass uns jemand entdecken könnte. »Was machst du hier?«
»Ich musste dich sehen.« Er musterte mich mit seinen silberfarbenen Augen von Kopf bis Fuß.
Er war genau wie der Barkeeper meinen Gönner beschrieben hatte. Thierry de Bennicoeur war groß und sah so gut aus, dass man weiche Knie bekam - das sind meine Worte, nicht seine. Er hatte dunkle Haare, breite Schultern, volle Lippen, eine gerade Nase und strenge schwarze Brauen über grauen Augen, die manchmal silberfarben schimmerten. Man würde nie auf die Idee kommen, dass er bereits siebenhundert Jahre auf dem Buckel hatte. Er war ein Vampir, der während der Pest im 14. Jahrhundert gezeugt worden war.
Noch nicht einmal meine engsten Freunde durften merken, dass wir immer noch zusammen waren. Amy und George waren unverbesserliche Plappermäuler. Da ich selbst ebenfalls nicht gerade die beste Geheimnishüterin der Welt war, war es für mich die reinste Qual, den Mund zu halten.
Ich musste weiterhin eine ganze Menge für mich behalten.
Auch Thierry gegenüber hatte ich so meine Geheimnisse.
Er wäre beispielsweise nicht sehr glücklich, wenn er wüsste, dass ich im Laufe der vergangenen anderthalb Wochen die persönliche Assistentin, sozusagen das Mädchen für alles, von Gideon Chase geworden war.
Und das war noch untertrieben.
Thierry hielt Gideon für den gefährlichsten Mann der Welt, von dem ich mich zu meiner eigenen Sicherheit so weit wie möglich fernhalten sollte. Aber wenn der höllen- feuergeschädigte Anführer der Vampirjäger etwas wollte, konnte er äußerst &hat; nun, hartnäckig sein.
Gideon durfte nicht herausfinden, dass Thierry und ich noch zusammen waren, und Thierry durfte nicht herausfinden, dass ich momentan von Gideon herumkommandiert wurde.
Normalerweise kontrollierte Gideon mich täglich. Tatsächlich hatte er mich auch heute auf die andere Seite der Stadt geschickt, um dort ein Päckchen für ihn abzuholen. Ich hatte den Eindruck, dass er stets wusste, wo ich und mit wem ich zusammen war.

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